Sprachentwicklung eines gesunden Kindes
Jedes Kind ist einzigartig und hat somit auch eine individuelle Sprachentwicklung. Einige Kinder schließen ihr Sprachentwicklung schon mit 4 Jahren ab, andere Kinder mit dem 5. Geburtstag. Auch wenn die Sprachentwicklung in einem unterschiedlichen Tempo geschieht, verläuft die Aneignung von Artikulation und Grammatik in einer bestimmten Reihenfolge.
bis etwa 7. Woche
- 1. Lallperiode: ist international, undifferenzierte Lautproduktion, gibt andere Laute als nur Schreien von sich
- Lautbildung in der Rückenlage: Das Kind spielt mit der Stimme und probiert dies in Kombination mit Zunge, Gaumen und Lippen aus
- 1. Lallperiode findet auch bei schwerhörigen Kindern statt
6. Woche bis 6. Monat
- 2. Lallperiode: Entwicklung der sprachspezifischen Lautdifferenzierungen, der Betonungs- und Intonationsmuster durch Selbst- und Fremdnachahmung
- Lippenverschlusslaute wie /M/ und /B/ werden gebildet, Lautdopplungen wie z.B. "nu-nu" oder "mam-mam"
- beginnender Wechsel von Lautstärke und Tonhöhe
8. bis 9. Monat
- erstes Sprachverständnis
- beginnt, auf den eigenen Namen zu horchen
- reagiert unterschiedlich emotional auf Tonlage, Lautstärke und Mimik der Mutter
9. bis 12. Monat
- Sprachäußerungen nach dem Bedürfnis (Essen/Nähe/Schlaf)
- gezielte Doppelsilben als erste muttersprachliche Wortabgrenzung z.B. "ma-ma", "da-da"
- reagiert auf den eigenen Namen
- versteht Verbote wie "Nein Nein"
- ahmt Tierlaute nach z.B. "wau-wau"
- Einwortsätze
13. bis 15. Monat
- zunehmende Erkennung von Wortbedeutungen (Symbolfunktion der Sprache)
- aktiver Wortschatz etwa 2-3 Wörter
- Sprachverständnis bis zu 50 Wörtern
18. bis 24. Monat
- einfache Fragen werden verstanden
- Sprachverständnis bis zu 200 Wörtern
- aktiver Wortschatz etwa 30-40 Wörter
- Zweiwortsätze
- erstes Fragealter
2. bis 3. Lebensjahr
- Zwei- bis Dreiwortsätze als Wunsch oder Feststellung
- Verwendung von Namen und Hauptwörtern sowie Benennen von Tätigkeiten aus dem täglichen Leben z.B. "Auto", "ham-ham", "Ball", "Mama/Papa", "heia"
- Wiederholung von Silben und Wörtern (vorübergehende Redeunflüssigkeit oder auch "physiologisches Stottern") in diesem Zeitraum nicht unüblich durch den rasanten Anstieg des aktiven Wortschatz
4. Lebensjahr
- beherrschen wesentlicher Formen von Grammatik und Artikulation
- Lippenlaute wie z.B. /B/, /F/ und /M/ sollten beherrscht werden
- einzelne Lautbildungsfehler wie "Lispeln", die Verwechslung /SCH/ und /s/ oder /T/ und /K/ sind noch physiologisch normal, sollten aber bis spätestens zum 5. Geburtstag verschwunden sein
- Satzlänge etwa 4-6 Wörter
- 2. Fragealter: Wer? Wo? Wann? Warum?
mit 5 Jahren
- Sprache wird als ausgereiftes Kommunikationsmittel verwendet
- Artikulation weitgehend korrekt - Zungenlaute wie z.B. /L/, /D/ und /N/ sowie Gaumenlaute wie z.B. /K/ und /R/ sollten fehlerfrei sein, Konsonantenverbindungen wie z.B. /DR/, /KL/ oder /SCHM/ sollten korrekt sein
- rasche Zunahme des Sprachumfangs, aber langsame allgemeine Weiterentwicklung
- spätester Therapiebeginn bei Grammatik- und Lautbildungsfehlern!
mit 6 Jahren
- allgemeine Weiterentwicklung, sprachliche Schulreife
- sprachliche Äußerungen sollten in der Lautbildung und Grammatik richtig angewendet werden.
Sollten Sie Fragen zur Sprachentwicklung Ihres Kindes haben oder sich nicht sicher sein, ob eine logopädische Behandlung angebracht ist, helfe ich gerne weiter. Gegebenenfalls vereinbaren wir einen Termin zur logopädischen Einschätzung des Therapiebedarfs.
Falls Sie bereits bei einem Arzt bezüglich einer logopädischen Heilmittelverordnung vorstellig geworden sind, die aber nicht bekommen haben, stelle ich ggf. eine schriftliche Therapieempfehlung aus. Dabei ist jedoch zu beachten, dass die Empfehlung den Arzt nicht verpflichtet, eine Verordnung auszustellen.
Quelle: "Sprache ist Leben" Prolog Verlag